Erinnern und Vermitteln
Mag. Meinrad Pichler (Jg. 1947) hat die Erforschung der Vorarlberger Zeitgeschichte entscheidend geprägt: Als Mitbegründer der Johann-August-Malin-Gesellschaft war er 1982 der Herausgeber des Bandes „Nachträge zur neueren Vorarlberger Landesgeschichte“. Sein Artikel hieß: „Eine unbeschreibliche Vergangenheit“.
In den folgenden Jahrzehnten hat er in zahlreichen Artikeln und Büchern die NS-Vergangenheit beschrieben und erforscht, u. a. im Auftrag von _erinnern.at_ im Band „Nationalsozialismus in Vorarlberg. Opfer − Täter – Gegner“ (2012). Er war auch maßgeblich an Errichtung dieses Mahnmals beteiligt.
Produziert mit freundlicher Unterstützung des Landes Vorarlberg
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Inge Vetsch (Jg. 1961) ist die Stiefenkelin von Johann August Malin (1902−1942). Sie hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Familiengeschichte befasst. Besonders mit ihrer Großmutter Melanie Malin war sie eng verbunden, und von ihr hat sie auch die Abschiedsbriefe von Johann August Malin erhalten.
Johann August Malin eignete sich als Autodidakt erstaunliche Kenntnisse in der Geologie an. Er gründete eine Außenstelle des Volksbildungsvereins „Urania“ und organisierte zahlreiche Exkursionen und Vorträge. Als „Volksanwalt“ für benachteiligte Schichten verfasste er tausende Eingaben und Anträge an die verschiedensten Behörden. In der NS-Zeit bildete er eine Widerstandsgruppe. 1942 wurde er denunziert, verhaftet und wegen „Wehrkraftzersetzung“ am 9. November 1942 in München-Stadelheim hingerichtet.
1982 wurde er Namensgeber einer Historikergesellschaft, die sich die Erforschung der Zeitgeschichte zum Ziel gesetzt hat. Erst 2002 konnte eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Satteins angebracht werden. Seine Stiefenkelin Inge Vetsch und ihr Bruder Paul ließen im Frühjahr 2018 auf dem Züricher Friedhof einen Gedenkstein errichten.
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Xaver Burtscher ist der Sohn von Delphina Burtscher (1926−2008).
Delphina Burtscher wuchs im Künigswald im hinteren Großen Walsertal in einer Großfamilie auf. Mit Kriegsbeginn wurden alle vier Brüder eingezogen. Als ihre Mutter 1943 stirbt, ist sie mit ihrem Vater und ihrem jüngsten Bruder Ignaz allein auf dem Hof. Sie lernt den Soldaten Martin Lorenz aus Schnifis kennen, der sich auf Heimaturlaub befindet.
Delphinas Brüder Leonhard und Willi beschließen, nicht mehr zu ihren Wehrmachtseinheiten einzurücken und verstecken sich, Martin Lorenz schließt sich ihnen an.
Mit Hilfe von Verwandten und Bekannten konnten sich die drei Deserteure bis zum 9. Juli 1944 verstecken, dann wurden sie verraten. Willi und Martin werden verhaftet, Leonhard, der außer Haus war, überlebte als Flüchtiger bis Kriegsende im Großen Walsertal.
Willi Burtscher und Martin Lorenz wurden zum Tode verurteilt und in Graz hingerichtet. Delphina und ihr Vater wurde ebenso verhaftet wie der 14-jährige Bruder Ignaz. Vater und Bruder kamen frei, Delphina musste nach der Geburt ihrer Tochter Maria ihre Gefängnishaft in Rothenfeld in Bayern antreten. Dort verblieb sie bis Juli 1945.
Ihr Sohn Xaver motivierte sie, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Das Buch „Delphina Burtscher − Meine Lebensgeschichte“ wurde von Thomas Gamon und Markus Barnay bearbeitet und 2011 neu herausgegeben.
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Egon Weiß ist der Sohn von August Weiß (1921−2008). August Weiß desertierte 1941 aus der Wehrmacht. Sein Fluchtversuch in die Schweiz misslang und er wurde wegen „Fahnenflucht“ zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Strafe wurde für die Dauer des Krieges ausgesetzt und er wurde ins „Soldaten-KZ“ Aschendorfer Moor überstellt. Schließlich kam er zum „Bewährungsbataillon 500“ und überlebte den Krieg.
Der Anti-Militarist August Weiß wurde ab den 1980er-Jahren ein wichtiger Zeitzeuge und Kämpfer gegen Rassismus, Nationalismus und Intoleranz. In zahlreichen ORF-Dokumentationen trat er für die Rehabilitierung der Deserteure ein. Im Dokumentationszentrum der Emslandlager erinnert eine Vitrine an den „Dornbirner, Vorarlberger, Österreicher, Europäer, Weltbürger und Mensch“ − so die Eigenbezeichnung von August Weiß.
Sein Enkel Jakob befasste sich im Rahmen seiner „Vorwissenschaftlichen Arbeit“ am BG Dornbirn (2015) mit dem Schicksal seines Großvaters und dokumentierte die Auseinandersetzung um die Errichtung eines Deserteursdenkmals in Vorarlberg.
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Herbert Pruner (Jg. 1939) ist der Enkel von Samuel Spindler (1882−1942). Samuel Spindler war in der Ersten Republik Sekretär der freien Textilarbeitergewerkschaften. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er angefeindet und schon in der austrofaschistischen Ära politisch zum Schweigen gebracht. Der Deportation in ein KZ durch die Nationalsozialisten entzog er sich durch 1942 durch Freitod.
In einem Abschiedsbrief wandte er sich auch an seinen damals dreijährigen Enkel Herbert.
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Dr. Eva Binder ist die Enkelin von Karoline Redler (1883−1944). Die christlichsoziale Karoline Redler (geb. Schwärzler ) gründete in Bregenz den Verband katholischer Frauen und Mädchen, die sogenannte Guta-Vereinigung. Bis 1938 war sie deren Obfrau.
Die deklarierte Gegnerin des NS-Regimes soll angeblich bei einem Arztbesuch den „Endsieg“ angezweifelt haben. Sie wurde denunziert und schließlich wegen „Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“ am 8. November 1944 hingerichtet.
Ihre Enkelin besuchte sie im Gefängnis in der Oberstadt und erinnert sich sehr genau an das Schicksal ihrer Großmutter.
Produziert mit freundlicher Unterstützung des Landes Vorarlberg
Unterrichtsmaterialien zu den Themen Widerstand, Verfolgung
und Desertion für Schülerinnen und Schüler (ab der 8. Schulstufe).
Welche Einsatzmöglichkeiten im Unterricht gibt es?
Anregungen und Vorschläge für Lehrende.
Die Unterrichtsmaterialien und Einsatzmöglichkeiten im Unterricht wurden von Werner Bundschuh entwickelt und erarbeitet.
Weitere Unterrichtsmaterialien finden Sie auf der Website von _erinnern.at_:
www.erinnern.at/bundeslaender/vorarlberg.
Informationen zu Verfolgung und Widerstand finden Sie auf der Website
der Johann-August-Malin-Gesellschaft: www.malingesellschaft.at
Lexikon „Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1933–1945“
Seit 2002 erinnert der „Gedenkweg Widerstand und Verfolgung in Bregenz 1938–1945“ an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
2014 wurde in Wien das Deserteursdenkmal enthüllt: www.deserteursdenkmal.at.
Seit 2017 ist Bregenz mit zwei „Denkorten“ Teil der „Oberschwäbischen Erinnerungswege“ (DENKStättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben), nämlich mit dem 2002 eröffneten „Gedenkweg Widerstand und Verfolgung in Bregenz 1938–1945“ und mit dem 2015 enthüllten Widerstandsmahnmal.
Kurzbiografien der 100 auf dem Widerstandsmahnmal
namentlich genannten Personen — November, 2015
Festrede von Ágnes Heller anlässlich der
Enthüllung des Widerstandsmahnmals — November, 2015
Rahmenprogramm anlässlich der
Enthüllung des Widerstandsmahnmals — Oktober–Dezember, 2015